• Journalismus und Einblicke zweier Kulturen...

    Kloster Steinfeld – tausend Jahre modern

    Wandern, pilgern, chillen, ausruhen – zum Glück sind diese Begriffe nicht mehr streng voneinander getrennt. Es ist auch erlaubt, erst hinterher sprachlich festzulegen, was man vorgehabt hatte. In diesem Fall sogar, wenn man sich in einem Kloster einquartiert hat. Das kleine Eifel-Dörfchen Steinfeld in dem an Landschaft reichen Grenzgebiet zwischen Deutschland und Belgien ist ein bekannter Ort für geistliche Gastlichkeit. Nebeneinander stehen dort eine Benediktinerinnen-Abtei mit einem Gästehaus aus den 80er Jahren des 20sten Jahrhunderts und ein Salvatorianerkloster. Sowohl als Kloster als auch als Hotel hat das Haus der Salvatorianer die wesentlich längere Geschichte – seit mehr als tausend Jahren können Gäste und Pilger dort Herberge finden und das weitläufige Gelände, die reichgeschmückte Basilika, den Klostergarten mit Labyrinth, den Kreuzgang und die zahlreichen Kunstschätze in den weiten Hallen und langen Fluren der Anlage erkunden. Einen Gästetrakt gab es schon von je her in der prachtvollen Anlage, schon in ihrer Anfangszeit als Kloster der Prämonstratenser-Chorherren, den ursprünglichen Hausherren bis zur Säkularisierung unter Napoleon Bonaparte. Im Nachgang der Französischen Revolution hatte der in den von ihm eroberten deutschen Gebieten zahlreiche Besitztümer der Kirche verstaatlicht. Was je nach Perspektive eine dramatische historische Zäsur gewesen war oder eine kaum wahrnehmbare Kerbe in der Erfolgsgeschichte des kirchlichen Immobilienwesens.

    Die Dynamik der Geschichte ermöglichte ebenfalls, dass 2015 in Steinfeld ein neues Gästehaus gebaut wurde und über dieses möchte ich heute erzählen.

    Kurz vor Ostern planten wir mit einer Handvoll beruflich schwer eingespannten Damen eine kleine Auszeit in der Natur. Das Kloster Steinfeld hatten wir auf einen Tipp hin gewählt, da es sowohl strategisch günstig auf der gut beschilderten Wanderstrecke „Eifelsteig“ liegt als auch an dem rustikalen Restaurant Zur alten Abtei, das wenige Tische aber einen menschenfreundlichen Koch bereit hält.

    Eigentlich wollten wir das Gästehaus nur kurz zum Schlafen nutzen und uns die Tage sportlich auf den Wanderstrecken rund um Urft, Kall und Schleiden den Launen des April aussetzen. Das taten wir zwar auch, aber den nachhaltigeren Eindruck auf uns machte doch die geschmackvolle Atmosphäre und die familiäre Freundlichkeit des Gästehauses.

    Im Stil eines Boutique-Hotels wurde das ehemalige Klosterinternat mit Naturmaterialien völlig neu umgestaltet. Als Tagungs- und Veranstaltungshotel ist es offen für Publikum aller Art. Die 64 hellen Zimmer sind in einem leicht geschwungenen Flügel zur Parkseite hin angeordnet und mit viel Kunst und liebevollen Details aus der Zeit als Schulgebäude ausgestattet. In den modernen Bädern, den Ledersofas und den gemütlichen Boxspring-Betten mit Panoramablick fühlt man sich weder klösterlich noch als Schulkind, sondern einzig und allein wie ein moderner, verwöhnter Gast. Auf charmante Art ändert sich das beim Frühstück im hohen weitläufigen Refektorium. Dort scheint die Zeit tatsächlich im Mittelalter stehen geblieben zu sein. Der Weg dorthin führt einmal durch das gesamte Gebäude und durch viele Epochen der Kunst- und Kirchengeschichte. Wenn man sich verläuft, weisen freundliche Padres den Weg und öffnen ihren Gästen bereitwillig die Anlage und zeitweise auch das klostereigene Schwimmbad.

    Eine knappe und komfortable Fahrstunde entfernt von Köln kann das Gästehaus Kloster Steinfeld die Rettung sein, falls die beliebte Stadt am Rhein zu Messezeiten ausgebucht ist oder man den Trubel der Großstadt eine Weile lang vermeiden möchte. Reisende können sich optisch durchaus erinnert fühlen an die traditionellen englischen Universitätsgelände. Auch wenn Deutschland keine vergleichbaren Universitäten hat wie Oxford oder Cambridge –baugeschichtliche Juwelen dieser Zeit kann es durchaus zahlreiche bieten.

    Ein Aufenthalt an diesem Ort garantiert in jedem Fall ein tiefes Eintauchen in deutsche Waldlandschaft und europäische Geschichte.

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